Touratech-Spektakel

06.06.2025

Anlässlich der Touratech-Travel-Veranstaltung am letzten Mai-Wochenende mache ich mich mit dem Forza auf den Weg durch den mittleren Schwarzwald. Und das höchst solo.

Startklar.
Startklar.

Das Wetter spielt mit und auch mein Zeitplan passt. Aus angedachten 14 Uhr komme ich um 15 Uhr los. Ehrensache, dass ich keinen Meter Autobahn nehmen werde. (Ich weiß gar nicht, ob es dort eine gibt 😎) Somit kalkuliere ich etwa 140 Km Wegstrecke ein durch ein paar elsässische Dörfer, über die "natürliche" Grenze des Rhein, um durch das Schuttertal, Schweighof (sehr schön bergiger Schwarzwald), dann Wolfach und dem Kinzigtal irgendwann nach Niedereschach zu kommen.

Das Gelände, wo die vielen Übernachtungsgäste campen, ist riesig. Es sind schon reichlich Leute da, aber es kommen ständig weitere Mopedreisen-Interessierte. Und alles ist perfekt ausgeschildert. Vorabinformationen hat es auf den einschlägigen Webseiten, die keine Fragen offen ließen.

Ich finde schließlich einen guten Platz im Grünen und staune nicht schlecht, dass von überall die Wege zu den bereitgestellten Toiletten nicht weit sind. Das Zelt ist schnell aufgebaut und das Nachtlager bereitet. Kaum drehe ich mich um, habe ich einen Nachbaren gegenüber, der zeitgleich hinter seiner NX500 sein Zelt aufgebaut hat. Habe ich gar nicht mitbekommen. Wir kommen schnell ins Palavern und gehen dann zusammen dahin, wo sich wohl alle Gäste am Abend befinden: zum Spektakel, von Touratech veranstaltet, mit Themen, Vorträgen & Erfahrungsberichten rund ums Reisen mit dem Motorrad in alle Welt.

Durch die Anreise steht die Lust auf ein kleines Essen auf dem Programm mit einem anschließenden Rundgang über das Gelände zur ersten Orientierung. Da es bereits Abend ist, stehen diverse aktuelle Modelle vieler Hersteller "Spalier" geparkt. Es sind unter anderem Honda, Triumpf, Suzuki, Yamaha, BMW, Zero, Royal Enfield, Indian und Moto Guzzi vertreten. Alle Motorräder kann man tagsüber zur Probe fahren. Ich für meinen Teil plane es nicht ein, da ich mit meinen Fahrzeugen rundum zufrieden bin. (Aber das sollte sich am Samstag gründlich ändern.)

Hinweis: Das nachfolgende Video hat nicht die beste Bildqualität.


Samstag

Ein warmer Morgen. Sonnenschein. Wat willste mehr?! Gut schlafen in der Nacht! Neben mich platzierten sich ein Mädel mit einer Africa Twin, ihr Freund mit einer Pan America und deren Kumpel mit einem ähnlichen Mopped. Ich weiß nicht, wer, aber zwei von den dreien schnarchten um die Wette. Nicht weiter schlimm, aber schlafraubend. So viel Platz zum Zelten - und sie stellten ihre zwei kleinen Zelte ganz kuschelig nah an mein Zelt. Irgendwie nicht so pralle.

Genug davon. Ich mache mich nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg zum Veranstaltungszentrum, nochmals mit meinen freundlichen NX500-Nachbarn und erkunden so am Vormittag einige vertretene Hersteller und quatschen hier und da. Und so kam es, dass ich meine erste Fahrt mit einer Moto Guzzi habe: 12 Uhr mittags. Klingt cool nach Western. Die Zeit verfliegt und schon sitze ich auf einer (nicht gebuchten) V7 Stone, weil der Testfahrer mit der V85 TT nicht pünktlich ins Fahrerlager zurückgekehrt ist. Schade. Aber der Fahrersatz entpuppt sich als echter Spaßmacher: moderner V-2, kein Schnickscnack mit mehreren Fahrmodi etc. Etwas klein zwar für meine Größe, aber trotzdem schön. Hitverdächtig.

Nach meiner Rükkehr habe ich dann wieder nicht die V85 TT testen können (für die Zeit war sie schon anderweitig gebucht). Stattdessen habe ich den Hammer der Guzzis fahren können: die V100 Sport. Sitzposition besser, Motoleistung und -charakteristik spitze. Hat mega Spaß gemacht. Kraft & Durchzug in allen Lebenslagen. Mehr als ich „brauche“. Aber ein sehr schönes Fahren. Und mit einem satten Klangbild. Kräftig, blubbernd, aber nicht aufdringlich laut.

Und endlich - nach meiner erneuten Rückkehr - war dann die ursprünglich beabsichtigte Maschine verfügbar, was ich auch sofort ausgenutzt habe. Sitzposition ähnlich gut, etwas aufrechtere Sitzpostion als die Vorgängerin, aber trotzdem recht spitze Kniewinkel und eine angenehme Leistungsentfaltung. Aber ein Klang wie eine langweilige 650er V-Strom (nichts gegen die Suzi, aber deren Klang ist wie eine zweizylindige Nähmaschine). Das i-Tüpfelchen war, dass mein rechtes Knie fast immer mit dem linken Zylinderkopf in Berührung kam, egal, wie ich saß. Dieses Phänomen hatte ich bei den anderen beiden Guzzis nicht. Komisch. Die V85 TT hatte mich ernsthaft interessiert. Aber das hat sich nun erledigt.

Mein Fazit zu MG: die erste, die V7 Stone, hat es mir am ehesten angetan. Sie würde ich vermutlich, stünde eine Entscheidung an, in die engere Wahl nehmen. Die V100 Sport hat mir sehr gefallen, aber auf Dauer zu kraftvoll und mit der Leistung wäre, zumindest ich, häufiger am Rande der Legalität. Die V85 TT ist mir zu langweilig. Ihr fehlt mir das, was ich bei den anderen Moppeds vermisse, irgendetwas Moto Guzzi-typisches. Gut reisen könnte ich auch mit einer „kleinen“ V7 Stone.

Ulkig finde ich den Start und das Ausschalten einer Guzzi. Die schüttelt sich richtig, das ganze Moped wackelt und den Tank zittert regelrecht beim Abschalten. Ich hab mich beömmelt. Das war bei allen dreien so. 

Aber ein Dankeschön an Moto Guzzi für die Gelegenheit der Probefahrten!

So sind einige Stunden ins Land gegangen und mein Magen wurde immer hohler. Ich habe mir erstmal einen kleinen Imbiss gegönnt und bin später mit meinen Forza-Twin eine Kleinigkeit einkaufen gefahren, um später und für morgen für die Rückreise versorgt zu sein. Was bin ich froh, dachte ich während der kurzen Fahrt über Land, dass ich den zweier-Twin von Honda fahre; jetzt, nach den Probefahrten mit den Guzzis.

Zwischen 18 Uhr und 20 Uhr gab es Gewitter und Regen und es ging ab ins Zelt. Lesen. Der Regen hörte wieder auf, der Himmel lies uns alle mit seinen Wolken im Ungewissen. Es sollte kaum noch nennenswert regnen.

Danach ist es wieder zum Festivalgelände gegangen und habe zwei interessanten Vorträgen zu Afrika gelauscht. Schließlich wurde der Abend länger und ich zog mich zeitig zurück. Diesmal war es die heftig laute Musik, die satt bis nach 3 Uhr morgens angesagt war. Eine gute Band, ja. Aber wenn du schlafen willst, kann spielen, wer will. Nachdem die Ruhe einkehrte, traten wieder die „Schnarcher“ in den Vordergrund. Oh man.


Sonntag

Freundliches Wetter. Im Osten bewölkt, im Westen wurde der Himmel freier. Gutes Frühstück, guter Kaffee. Meinen gestern bei Honda gemachten Termin für die aktuelle NC 750 um 10 Uhr habe ich gern wahrgenommen. Mein Gespann hat diese ja als Zugmaschine und der Forza 750 hat den gleichen Motor und das Dct. Dazwischen liegen zwei Motoraktualisieren. Grund also, auf die Probefahrt zu gehen.

Hier fährt man in Gruppen. Hm, dachte ich. Ob ich das gut finde? Meine Skebsis ist schnell verflogen. Die etwa elf Gruppenteilnehmer wurden gefragt, wer flotter unterwegs sein möchte und wer es gemütlicher angehen lassen will. Ich folgte der flotteren Gruppe. Und es hat mächtig Spaß gemacht! Nach einer 3/4-Stunde waren wir schon wieder zurück.

Gleich im Anschluss konnte ich die NX500 testen (der Zeltnachbar hat so eine). Da ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, dass in vielen Fällen weniger oft mehr bedeutet, habe ich vor Jahren schon meinen Fokus auf Mopeds der 750er-Klasse gerichtet. Nach oben wenig, nach unten mehr Spielraum. Viele Leute glaubten und glauben, dass mehr Fahrleistung und Größe in Sachen Hubraum und PS gleichzusetzen ist mit mehr Fahrspaß. Ich weiß, dass diese Formelk nicht stimmt. Definitiv.

So habe ich die kleine NX flott gefahren und es hat gewaltig Spaß gemacht. Für das Reisen ist sie gemacht. Mit Gepäck. Nicht fürs Heizen am Limit. Natürlich bin ich schnell an die Grenzen der 48 PS gekommen. Das fühlte sich umso stärker an, als dass ich in der „schnellen“ Gruppe fuhr. Getrödelt hat da niemand. Und wenn der Guide eine Hornet oder gar Fireblade fährt, dann ist sowieso alles klar. Die NX 500 ist ein prima Alltags- und Reisemotorrad. Wer ernsthaft auf längere Reisen geht, ist mit einem leicht(eren) Moped wie diesem gut beraten. Es macht eben einen Unterschied, ob ich mehr als einen Zentner weniger Leergewicht am Fahrzeug bewegen muss als zB. mit einer Afrika Twin oder gar einer 1200er GS. Meine Erfahrung. Meine Meinung.

So bin ich dann zum aktuellen Forza 750-Modell gekommen. Diese steht gleich zur Probefahrt an. Die dritte Honda heute. Aber zuvor gibt es eine kurze Mittagspause, wo ich meinen gestern gekauften und verpackten Salat wegzimmern werde. Der war immer noch recht kühl, der Kühltasche sei Dank. Für mehr habe ich gerad leider keine Zeit.

Forza 750 - alles richtig gemacht

Ich trete die Fahrt an. Gleiche Gruppenführerin, gleiche Strecke, wenig Verkehr, viel Spaß, sehr viel Spaß.

Es ist „nur“ ein Roller. Kann man sagen. Mit einem ausgewachsenen 750er-Twin und ordentlich Dampf im unteren und mittleren Drehlzahlbereich. Er hat die Gene eines Motorrads. Und geht ab. Kraftvoll in der „schnellen“ Gruppe bin ich immer dabei gewesen. Das Kurvenverhalten in dieser Typenklasse sucht seinesgleichen. Das Motormanagement scheint noch feiner abgestimmt zu sein, vor allem die Dct-Einheit, also das Getriebe. Wir waren so sportlich unterwegs, dass ich in scharfen Kurven nicht wusste, wie weit ich in dei Neigung gehen kann (ein „Roller“). Nein, es ist mehr. Von der Sitzposition kann ich keine deutlichen Veränderungen feststellen. Auch so gäbe es keinen Grund, auf das neue Modell zu wechseln. Zu nah sind die Fahreigenschaften beieinander. Ein elektrisch verstellbares Windschild ist nett, brauche ich aber nicht. Ich bin also bestens bedient mit dem was ich bereits habe. Die Fahreigenschaften scheinen aber noch dynamischer zu sein. Ein ADV dazu im Vergleich könnte helfen. das vielleicht ein andermal.

Auch hier ein Dankeschön an Honda für die Gelegenheit der Probefahrten! Nichts davon hatte ich geplant. Und schon wieder einen Sack neuer Erfahrungen gesammelt.


So geht denn ein von Touratech erstklassig organisiertes Ereignis rund um das Motorradreisen in andere Länder und andere Kontinente zu Ende.

Und unsereiner macht sich mit vielen neuen und guten Eindrücken wieder auf den Rückweg durch den Mittelschwarzwald ins Elsaß. Schön ist‘s gewesen. Gerne wieder. Und wer einen Streizug durch das Spektakel sehen will, kann sich nachfolgendes Video antun:


Munter bleiben
Rumpelholz - Das bessere Tagebuch